Lasst uns Kontakt halten!

Christa Warnck

Frau Warnck, Corona hat die Welt auf den Kopf gestellt. Wie erleben Sie diese selt­same neue Zeit?
Das hat wohl alle und besonders uns Ältere von heut auf morgen eiskalt erwischt. Man hatte zwar schon von der Pandemie gehört, aber wir sind immer wieder recht normal zusammengekommen. Wenn man nicht mehr berufstätig ist und allein wohnt, sind solche geselligen Anlässe sehr wichtig. Als es hieß, die Kontaktverbote genau einzuhalten, war das schlimm für uns. Im Sommer gab es nochmal ein bisschen Freiheit, das hat gutgetan. Aber nun ist damit seit Ende Oktober wieder Schluss.

Wie würden Sie die Stimmung in Ihrem Umfeld beschreiben?
Die Leute sind froh und dankbar, wenn sie ein gesundes normales Leben führen können. Aber eigentlich ist die Stimmung eher ein dauerhaftes Beklagen und Hoffen, dass die Pandemie bald ein Ende  findet.
Ich habe Angst, dass die Kontakte abbrechen. Wie sollen wir das schöne Gemeinschaftsgefühl aufrechterhalten, wenn ein regelmäßiges Treffen nicht mehr möglich ist? Dass die traditionelle Aktion mit dem WohnlichT ausfällt, ist tragisch, denn es ist für manche das Einzige, was sie an Gemeinschaftlichem rund um Weihnachten haben.

Haben Sie eine Idee, was helfen kann?
Wir müssen uns wohl damit abfnden, dass das alles noch länger dauert und wir andere Wege gehen müssen. Ich versuche, mit vielen immer mal wieder zu telefonieren. Damit ich nicht jemanden vergesse, habe ich eine Liste gemacht von Menschen, die ich anrufen möchte. Für uns Senior*innen ist es besonders wichtig, dass die sozialen Kontakte erhalten bleiben. Wenn unsere Gruppentreffen das nicht übernehmen, müssen wir eben selbst dafür sorgen. Wir können telefonieren oder uns vielleicht einfach regelmäßig zu einem Schwätzchen auf dem Marktplatz der „Linse“ treffen. Nicht IM, sondern VOR dem Nachbarschaftstreff! Besser eine solche Alternative, zu der wir uns warm anziehen, als gar nichts.


Wie kommen Sie persönlich mit Corona zurecht?
Ganz gut. Ich bin grundsätzlich gesund, aber mein Rücken macht nicht mehr richtig mit, sodass ich nicht mehr so gut unterwegs bin. Die Idee, mal zur Osterstraße zu fahren und bei Karstadt etwas zu besorgen, ist nicht mehr so einfach umzusetzen. Der Weg dorthin ist einfach zu lang. Was mache ich dann? Ich bestelle es im Internet


Kompliment, Sie machen online Einkäufe?
Ja, wenn ich etwas brauche, kaufe ich es oft online. Ich weiß, das ist bei Menschen in meinem Alter leider nicht weit verbreitet, dabei ist es ein großer praktischer Helfer! Vor drei Jahren hatte ich gesehen, dass man im Supermarkt die Sachen im Einkaufswagen für einen kleinen Kostenbeitrag nach Hause liefern lassen kann. Da bin ich auf den Geschmack gekommen und habe auch das Onlinebestellen ausprobiert. Ich fahre zwar auch noch mit dem „Hackenporsche“ zum Supermarkt, aber größere Einkäufe bestelle ich seitdem häufig online und lasse sie mir nach Hause liefern. Man kann das Bestellen aber auch telefonisch machen.
Dass ich mich in das Onlineshopping reingefuchst habe, kommt mir jetzt in der Coronazeit erst recht zugute. Ich kann allen Leuten nur ans Herz legen, das mal näher kennenzulernen. Es klappt gut, ist gar nicht schwer und eine gute Alternative, wenn man nicht allein zum Einkaufen gehen kann oder niemand aus Familie oder Nachbarschaft helfen kann.
Der einzige Nachteil ist, dass man „online“ niemanden für ein Schwätzchen auf der Straße trifft. Dafür muss man dann tatsächlich rausgehen.


Besinnung auf wichtige Werte

Lisa Figura

Wie gehen Sie mit den neuen Lebens­situationen der Coronazeit um?
Mir geht es insgesamt ganz gut. Das hängt aber auch eng damit zusammen, dass ich durch meinen Beruf an der Universität keinen wirtschaftlichen Schaden genommen habe. Ich schätze mich sehr glücklich darüber. Die Einschränkungen gefallen mir zwar nicht, aber ich  nde sie sinnvoll und halte mich selbst- verständlich daran. Ich würde mir wünschen, dass das alle Menschen tun.


Welche Folge der Pandemie ist für Sie im privaten Bereich am bedeutsamsten?
Ich bedauere es, dass ich meine Freunde nicht treffen kann und aus Respekt vor der Situation meine Familie an Weihnachten nicht besucht habe. Mir fehlt die Unbeschwertheit im Alltag. Mit vielen Leuten ausgelassen in einer Kneipe zu sitzen und nicht über Abstand und Einschränkungen zu sprechen, erscheint mir schon ganz unwirklich.


Sie gehören zum Kreis der neu gewählten Vertreter*innen der Hamburger Wohnen. Die Genossenschaft hatte sich eigentlich einen anderen Einstieg für die Neuen in diesem Amt gewünscht.

Sicher, das geht mir ebenso. Ich freue mich dennoch sehr darauf, wenn es den ersten Anlass gibt und ich als Vertreterin einbezogen werde. Von dem Informationsmaterial zum Ehrenamt als Vertreter*in, das die Genossenschaft vor der Vertreterwahl 2020 verschickt hatte, fühlte ich mich direkt angesprochen. Ich nehme gern aktiv an dem Geschehen in meinem Umfeld teil. Das genossenschaftliche Prinzip finde ich besonders gut und werde mich sehr gern für die Interessen der Mitglieder einsetzen.


Wie hat sich Corona auf Ihre Arbeit aus­ gewirkt und wie gehen Sie damit um?
Wir sind dazu angehalten, im Homeoffice zu arbeiten. Leider gibt es aber im Umfeld des Hauses, in dem ich wohne einige lärmende Baustellen. Darum bin ich sehr froh, dass ich auch im Büro arbeiten kann. Ich teile mir mit einem Kollegen einen Raum, den wir im Wochenrhythmus abwechselnd nutzen.


Neben den vielen Sorgen und Nöten, die die Pandemie bewirkt – sehen Sie auch Positives?
Ich empfinde die Entschleunigung, die Corona in unser Leben gebracht hat, als positiv. Diese Pandemie zwingt uns dazu, uns auf Wesentlicheres als Konsum und Profit zu besinnen. Wir werden daran erinnert, dass soziale Werte noch wichtiger sind als wirtschaftliche. Zudem ist es gut, wenn sich auch jüngere Leute bewusst machen, wie wichtig die Gesundheit ist.


Was wünschen Sie sich und der Weltge­meinschaft – außer dass die Coronapan­demie bald gestoppt wird?
Dass, wenn diese Krise überstanden ist, noch viel Aufmerksamkeit und Tatkraft für eine andere bleibt, die gerade in den Hintergrund gerückt ist: die Klimakrise.

Vernünftig bleiben und gute Laune bewahren

Wolfgang Schmuck

Herr Schmuck, Sie wohnen schon seit 1976 in der „Stellinger Linse“ und sind seit vielen Jahren als Ehrenamtlicher aktiv. Die Shutdownphasen während der Co­ronapandemie haben diesbezüglich wohl einen starken Einfluss auf Ihr Leben.
Sicher, Corona hat die Menge der Präsenztermine reduziert. Aber wir sind sowohl beim „Runden Tisch“, der die Veranstaltungen in den Nachbarschaftstreffs koordiniert, und bei den „Linse- Tüftlern“ beständig dabei, mögliche Wege und Termine für 2021 zu planen – per Telefon oder Videokonferenz. Die höchste Priorität hat bei allem aber meine Frau, die seit eineinhalb Jahren in einem Pflegeheim lebt. Nach vier Jahren der aufwendigen Pflege zu Hause war der Umzug meiner Frau der einzige gute Weg für uns alle. Der Betreuungsbedarf in der höchsten Pflegestufe war zu Hause nicht mehr zu leisten. Zum Glück geht es meiner Frau in dem Pflegeheim sehr gut, und damit auch mir. In der Anfangszeit war ich zweimal täglich bei ihr, um die Eingewöhnung und Umgewöhnung für uns beide leichter zu machen. Die Coronapandemie zwingt uns nun dazu, ein wenig mehr Abstand zu gewinnen. Denn wegen der eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten kann ich leider nicht oft und zufriedenstellend lang bei meiner Frau sein.

Wie gehen Sie mit den Kontakteinschrän­kungen im täglichen Leben um?
Dadurch dass ich mit den Besuchen bei meiner Frau und den anderen telefonischen und digitalen Aktivitäten sehr beschäftigt bin, langweile ich mich glücklicherweise nicht und habe kein Problem mit dem „Eingesperrtsein“. Dafür bin ich sehr dankbar. Meine Einkäufe mache ich frühzeitig morgens, wenn im Supermarkt wenig los ist. Dann habe ich meine Einkaufsliste dabei, auf der ich die Tage zuvor alles aufgeschrieben habe. Außerdem werde ich auch sehr gut von meinen Töchtern versorgt, die in der Nähe wohnen und häufg für mich eine Portion mitkochen.

Gibt es etwas, das Sie besonders vermissen?
Auf jeden Fall den Kontakt zu meinen Kollegen von den „Linse-Tüftlern“, mit denen ich eigentlich jede Woche rund drei Stunden in der Werkstatt verbracht habe. Andererseits fehlen mir auch die Kontakte zu den Leuten, die sich immer so freuten, wenn wir ihnen bei einem defekten Teil geholfen haben. Wir können es kaum erwarten, dass wir wieder loslegen können.
Jetzt heißt es für uns alle erst mal weiterhin Geduld haben, vernünftig bleiben und uns gegenseitig mit guter Laune aufbauen.

 

Baugenossenschaft Hamburger Wohnen eG

Försterweg 46
22525 Hamburg
Tel.: 040 540 006-0
Fax: 040 540 006-30
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